Interview »Seine Vision darf nicht sterben!«

Triveni Acharya, Präsidentin der Rescue Foundation, über das Lebenswerk ihres Mannes, die Realität in indischen Bordellen und ihre Arbeit an der Spitze der Rescue Foundation.

„Ich habe nur einen Wunsch: Dass alle Rotlichtviertel von dieser Welt verschwinden.“

Triveni Acharya, Präsidentin der Rescue Foundation

Nach dem Tod Ihres Mannes haben Sie sich entschlossen, die Leitung der Rescue Foundation zu übernehmen. Was hat Sie dazu bewogen?
Balkrishna hat sein Leben der Befreiung von Mädchen und Frauen gewidmet, die in indischen Bordellen gefangen gehalten werden. Er hat von einer Welt frei von Zwangsprostitution geträumt. Ich habe erst jetzt erkannt, wie viel Leid hinter jedem einzelnen Schicksal steht und möchte als seine Frau sein Lebenswerk fortführen. Seine Vision darf nicht sterben!

Seit Sie die Rescue Foundation leiten, konnten bereits 104 Mädchen und Frauen befreit werden. Woher nehmen Sie die Kraft für Ihre Arbeit?
Ich habe erfahren, unter welchen Bedingungen die Mädchen und Frauen leben, wie sie alle Wünsche der Freier erfüllen müssen und immer und immer wieder vergewaltigt werden. Ich kann mir ihre Schmerzen vorstellen, und ich spüre eine tiefe Entschlossenheit in mir, ihnen zu helfen.

Was sind zurzeit die größten Herausforderungen für die Arbeit der Rescue Foundation?
Balkrishna hat ein hoch motiviertes Team und eine gute Infrastruktur aufgebaut. Aber es mangelt an einer kontinuierlichen finanziellen Unterstützung. Doch ohne diese können wir unsere Arbeit oft nicht so tun, wie es dringend nötig ist. Bereits mehrmals hatten wir konkrete Hinweise auf eingesperrte Mädchen und Frauen und konnten dennoch keinen Rettungseinsatz einleiten, da uns das Geld fehlte.

Wie stellen Sie sich die Zukunft der Rescue Foundation vor?
Wir wollen nicht nur die erfolgreichen Rettungseinsätze fortführen, sondern auch durch eine noch engere Zusammenarbeit mit Behörden und mit Anwälten erreichen, dass alle befreiten Mädchen und Frauen erleben können, wie ihre Peiniger verurteilt werden. Zudem wollen wir ihnen durch erwerbsorientierte Projekte neue Zukunftsperspektiven eröffnen. Für alle Opfer, die aufgrund ihrer körperlichen oder geistigen Verfassung nicht mehr nach Hause zurückkehren können, wollen wir ein Hospiz aufbauen. Für all dies benötigen wir natürlich langfristige Unterstützung.

Was sind Ihre größten Wünsche?
Ich habe nur einen Wunsch: Dass alle Rotlichtviertel von dieser Welt verschwinden.