Weit mehr als 500 Kinder profitieren heute von der Arbeit Nepal Matri Grihas. Trotzdem bleibt die Organisation ihren Wurzeln treu.
„Ich habe mich entschieden, mein Leben für diese Kinder einzusetzen. Das heißt mit all meinen Fähigkeiten dazu beizutragen ihre Probleme zu lösen und ihnen eine bessere Zukunft zu ermöglichen.“
Shobha Rai, Gründerin von Nepal Matri Griha
Lautes Lachen dringt über den Schulhof von Nepal Matri Griha. Knapp zwei Jahre nach der Eröffnung besuchen mehr als 350 Kinder die integrative Sozialschule der Organisation, und sie warten nach dem Vormittagsunterricht auf das Mittagessen, das sie hier jeden Tag erhalten. Für viele von ihnen wird es die einzige ordentliche Mahlzeit des Tages sein, denn sie alle kommen aus Familien, die in Armut leben und oft nicht einmal genug Geld für Essen zur Verfügung haben. Doch dies sieht man den Kindern hier nicht an: In ihren blitzsauberen Schuluniformen und mit ihren strahlenden Gesichtern versprühen sie eine Freude, die am besten zeigt, wie wichtig und erfolgreich die Arbeit von Nepal Matri Griha ist.
Auch in dem ebenfalls vor fast zwei Jahren eröffneten Therapiezentrum der Organisation herrscht viel Betrieb, denn hier werden inzwischen tagtäglich mehr als 150 Kinder in mehreren Schichten betreut. Der Bedarf ist nach wie vor groß, da es in Nepal noch immer alles andere als selbstverständlich ist, dass behinderte Kinder derart vorbildlich betreut werden, wie bei Nepal Matri Griha. Besonders deutlich wird dieser integrative Ansatz auch im Kinderhaus der Organisation: Ganz ungezwungen spielen hier behinderte und nicht behinderte Kinder zusammen und kümmern sich liebevoll umeinander. Sieben Jahre nachdem die Arbeit von Nepal Matri Griha mit dem Kinderhaus ihren Anfang nahm, leben heute 18 Kinder und Jugendliche hier. »Wir sind eine große Familie geworden«, erzählt Shobha Rai, Gründerin und Leiterin von Nepal Matri Griha, lachend und fährt fort: »Eine große, wunderbare Familie.«
Und wirklich: Genauso schockierend wie das Schicksal der Kinder ist, die von der Organisation aufgenommen wurden, so wunderbar ist es, sie heute voller Freude durch das Haus tollen zu sehen. Kaum vorstellbar, dass zum Beispiel die jetzt fünfjährige Mina*, die jeden Besucher freudestrahlend begrüßt, schon als Baby immer wieder geschlagen und misshandelt wurde, bevor sie schließlich – 15 Monate alt und schwer unterernährt – bei Nepal Matri Griha aufgenommen wurde.
Doch die Erfolge des Kinderhauses, der integrativen Sozialschule und des Therapiezentrums stellen für Shobha Rai keinen Grund dar, sich auszuruhen: »Viele Kinder in Nepal müssen in Armut leben und haben sehr schlechte Bildungschancen«, berichtet sie, »doch am schlimmsten geht es Kindern mit Behinderungen – sie brauchen ganz besonders unsere Fürsorge und Liebe.« Vor diesem Hintergrund hat die Organisation in diesem Jahr drei neue Therapiezentren eröffnet: In Pokhara, einer Stadt im Westen Nepals, sowie in Jagati und Panauti, zwei kleineren Orten in der Nähe Kathmandus. Auch hier stellt die Einbeziehung der Eltern einen wesentlichen Bestandteil der Arbeit dar, denn sie müssen oft nicht nur lernen, die Behinderung ihrer Kinder zu akzeptieren, sondern auch, dass es oft kleine Dinge sind, die wesentlich zur weiteren Entwicklung beitragen können.
Dieser Ansatz, die Familien der Kinder in die Arbeit einzubinden, ist für Nepal Matri Griha inzwischen wichtiger Bestandteil aller Programme geworden. Neben regelmäßigen Hausbesuchen und Elternabenden, die in Nepal keineswegs üblich sind, gab es in diesem Jahr erneut Sprechstunden zur Familienplanung, um den Eltern die Möglichkeiten einer nachhaltigen Zukunftsplanung näher zu bringen. Erstmals wurden auch Nähkurse für Mütter angeboten, von denen viele ohne jegliche Ausbildung sind und nun dank ihrer neu erworbenen Fähigkeiten etwas Geld zusätzlich verdienen können.
Daneben gab es eine Vielzahl weiterer Aktivitäten, in deren Mittelpunkt die im Kinderhaus wohnenden Kinder und Jugendlichen standen: Neben verschiedenen Ausflügen und den Feierlichkeiten anlässlich der wichtigen nepalesischen Feiertage Dashain und Tihar waren vor allem die gelegentlichen Kinobesuche sehr beliebt bei den kleinen und großen Angehörigen der »großen, wunderbaren Familie«.
* Name geändert