Kinder aus sozial schwachen Familien haben oft keine Chance auf eine Schul- und Berufsausbildung, behinderte Kinder werden selten angemessen versorgt. Bei unserer Partnerorganisation Nepal Matri Griha leben und lernen benachteiligte und behinderte Kinder unter einem Dach.
„Bildung ist ein Recht und kein Privileg und so müssen wir damit umgehen.“
Shobha Rai, Gründerin von Nepal Matri Griha
»Jeder hat das Recht auf Bildung«! So formuliert es der Artikel 26 der UN-Menschenrechtscharta. Bei aller Diskussion zum Thema hierzulande steht wohl außer Frage, dass dieses Recht bei uns niemanden vorenthalten wird. Nicht so jedoch in Nepal!
In einem Land, geprägt von schlechten wirtschaftlichen Grundlagen, Bürgerkrieg und krassen gesellschaftlichen und sozialen Gegensätzen, leben viele Menschen in bitterer Armut und ohne Zugang zu Bildung. Und ohnehin schon mit geringen Chancen auf ein Leben außerhalb der Armut ist die Benachteiligung für Waisen und Behinderte nochmals größer. Durch die fehlenden Möglichkeiten angesichts eines schwachen Staates erfahren viele nur Hilfe durch das aufopfernde Engagement einzelner. Einzig persönliche Initiative bringt Entwicklung und Hoffnung für viele. Eine solche Initiative zeigt Shobha Rai mit ihrer Organisation Nepal Matri Griha nun schon seit zehn Jahren. »Schule hilft Kindern alle Fähigkeiten zu entwickeln, um sich in dieser Welt Gehör zu verschaffen, ihr Leben positiv zu verändern und schließlich der Armut zu entkommen«, wie es in einem der regelmäßigen Newsletter heißt. Und weiter: »Bildung ist ein Recht und kein Privileg und so müssen wir damit umgehen«. Liest man diese Worte und kennt man Shobha Rai, so gewinnt man den Eindruck, dass sie den Grundsatz der UN-Charta regelrecht lebt.
Und dabei fing alles klein an, mit gerade mal drei Kindern, die aufgrund ihrer starken Behinderung keine Aufnahme fanden bei anderen Organisationen. Shobha Rai gründete ein Kinderhaus für Waisen und Schwerbehinderte. Heute lebt sie hier gemeinsam mit ihrem Mann Bimal und bis zu 20 Kindern wie in einer großen Familie. Dank der anhaltenden internationalen Unterstützung ist sie in der Lage ihren Kindern gute Lebensbedingungen, eine gesunde Ernährung, qualitative Ausbildung und medizinische Versorgung zu bieten. Darüber hinaus unterhält Shobha gemeinsam mit Bimal auch eine Schule und ein Physiotherapiezentrum für über 500 Kinder aus den Armenvierteln der Umgebung. Shobha Rai hat in diesen wenigen Jahren eindrucksvolle Erfolge und Zahlen vorzuweisen, die Beleg sind für den Sinn dieses Engagements.
Aber es sind vor allem die Einzelschicksale, die nahegehen und motivieren unablässig weiter zu kämpfen. So wie die Geschichte von Hom Bahadur Tamang. Der 11-jährige körperlich behinderte Junge stammt aus dem Rasuwa Distrikt nördlich von Kathmandu. Dort lebte er mit seinen Eltern, einer kleineren Schwester und einem ebenfalls behinderten Bruder. Die Familie ist arm und hat keine Möglichkeiten für eine medizinische Behandlung oder Schulbildung Hom Bahadurs zu sorgen. Die Eltern gaben den Jungen schließlich zur Tante nach Kathmandu in der Hoffnung, dass diese sich besser um ihn kümmern könne. Aber auch sie scheiterte, ob ihrer geringen finanziellen Möglichkeiten. Hinzu kam, dass Hom Bahadur durch seinen Onkel körperliche Gewalt erfuhr. Das Unglück des Jungen erreichte schließlich seinen traurigen Höhepunkt als die Mutter die Familie wegen eines anderen Mannes verließ. Als Shobha Rai von der mitleiderregenden Situation des Jungen und seiner Geschwister erfuhr, zögerte sie nicht und nahm ihn und seine kleine Schwester Shanti Maya im Kinderhaus auf. Dort leben sie nun behütet in einer familiären Umgebung. Hom Bahadur besucht die Primarschule der Organisation und ist ein fleißiger Schüler. Er möchte einmal Physiotherapeut werden, um Kindern wie sein Bruder und er helfen zu können.