Gebt den Kindern eine Chance

Eine Schwierige Situation in Nepal

Die Politik scheint seit Jahren zu stagnieren und ist verstrickt in Grundsatzdiskussionen über die politische Ordnung. Der Zugang zu staatlicher Schulbildung ist erschwert und private Schulbildung ist für viele finanziell unerreichbar. Genau hier setzt Nepal Matri Griha mit ihrer wertvollen Unterstützung für die durch Armut Benachteiligten an.

Wie wichtig Bildung für den Einzelnen ist, für Beruf und persönliche Entfaltung, ist auch den Menschen in Nepal bewusst. Schule hat auch dort einen hohen Stellenwert. Schaut man sich heute in Kathmandu um, so wird einem dies schnell klar, denn anders als in Deutschland tragen Schüler in Nepal eine Schuluniform, zumeist ein blaues Oberteil mit Krawatte zu dunkler Hose oder Rock. Deshalb erkennt man sie sofort. Ob nun einzeln oder meist auch in Gruppen unterwegs, sind sie regelrecht Teil des Stadtbildes. Dennoch bleibt der Schulbesuch für viele Kinder aus armen Verhältnissen oft unerreichbar. Dies belegt auch die vergleichsweise geringe Alphabetisierungsrate in Nepal. Sie ist aktuell mit 45% (Quelle: Auswärtiges Amt) erschreckend gering. Angesichts der enorm hohen Preise für Grundnahrungsmittel, Miete und Transport, sind viele Familien im täglichen Überlebenskampf gezwungen, ihre Kinder beim Verdienen des Lebensunterhalts mit einzubinden. Um die Kinder zur Schule zu schicken, fehlt es an Zeit, aber vor allem an Geld.

An dieser Stelle setzt Nepal Matri Griha nun schon seit zwölf Jahren mit ihrem Engagement an. Jährlich wird bis zu 350 Kindern Schulbildung von der ersten bis zur achten Klasse in eigenen Räumlichkeiten ermöglicht. Kinder, die sozial, kulturell und vor allem wirtschaftlich benachteiligt sind, erhalten eine volle finanzielle Unterstützung, d.h. Nepal Matri Griha erlässt den Familien das Schulgeld und übernimmt die Kosten für eine Schuluniform, das Unterrichtsmaterial, ein Mittagessen, diverse Snacks und einiges mehr.
Darüber hinaus gibt es auch eine Vielzahl von Schülern, die nach der Primarschulzeit bei Nepal Matri Griha ihre Schullaufbahn gerne fortsetzen möchten. Nepal Matri Griha ermöglicht dies all jenen, die den Wunsch und die Fähigkeiten hierzu haben, aber nicht über das nötige Geld verfügen und bietet weiterführende Programme an. Einen guten Abschluss erwirbt man in Nepal nach dem 10. Schuljahr, das man mit einem SLC (School-Leaving-Certificate) abschließt, vergleichbar mit unserer Mittleren Reife. Nepal Matri Griha unterstützt ältere Schüler mit Stipendien, um ihnen einen solchen höheren Schulabschluss zu ermöglichen.

Im April dieses Jahres sind drei Vorstandsmitglieder der Bono-Direkthilfe e.V. nach Nepal gereist und haben unter anderem auch Nepal Matri Griha besucht. Die Reise fiel in die Abschlussphase des Schuljahres und so bekamen die drei einen intensiven Eindruck davon, welchen Stellenwert Schule für die Kinder vor Ort hat. Die Primarschüler hatten ihre Prüfungen abgelegt, und bei Nepal Matri Griha

wurden die letzten Schultage mit großer Ausgelassenheit genossen. Die Freude war sicher auch deshalb so groß, da zur selben Zeit das Holi-Fest stattfand und zu beobachten war, wie sich die Anspannung der letzten Wochen bei allen, sowohl Schülern wie Lehrern, löste.

Was die älteren Schüler betraf, so hatten alle nur einen Begriff im Munde, nämlich SLC. Und all jene Schüler, die diesen Abschluss anstrebten, waren noch nicht so ausgelassen wie die Primarschüler, da viele noch mitten in den Prüfungen steckten. Für unsere Reisenden war fast überall diese besondere Spannung spürbar. Bei Nepal Matri Griha ist man glücklich, so vielen jungen Menschen eine gelungene Schullaufbahn zu ermöglichen. Jedes Jahr präsentiert man im Jahresbericht stolz die Zahlen der Absolventen und deren Noten. Allein im aktuellen Jahresbericht von Nepal Matri Griha 2012/2013 werden 11 Schüler namentlich erwähnt.
Gleichzeitig beginnt mit dem Ende des alten Schuljahres auch gleich wieder das neue. Dies bedeutet für die Mitarbeiter von Nepal Matri Griha viel Arbeit, denn alle Kinder, die zur Schulaufnahme angemeldet sind, müssen zunächst besucht werden. Die Organisation macht sich gerne ein persönliches Bild über die familiären und finanziellen Verhältnisse, in denen jedes Kind lebt. Auf dieser Grundlage werden die wichtigen Entscheidungen zur individuellen Förderung getroffen. Die Mittel, die unserer Partnerorganisation zur Verfügung stehen, sind begrenzt und die Mitarbeiter müssen verantwortlich damit umgehen. Deshalb soll jedes Kind nur die Unterstützung erhalten, die es benötigt und jede Familie, wenn möglich, ihren eigenen Beitrag dazu leisten.

Die Arbeit, die hier durch Nepal Matri Griha für benachteiligte Kinder geleistet wird, ist nicht nur für jeden einzelnen Menschen wertvoll, sondern dient der Gesellschaft insgesamt. Indem man dem Einzelnen, Armen, Verwaisten und Ausgestoßenen hilft, schafft man die Grundlage für eine Gesellschaft, in der jeder gleichberechtigt und frei von Missbrauch und Ausbeutung leben kann.