Eine Familie in Pokhara

Seit 2008 unterstützt die BONO-Direkthilfe e.V. eine Familie des Familienhilfsprogramms von SOS Bahini. Das innovative Programm ist für die sieben Mädchen und ihre Mutter ein voller Erfolg.

„Wichtig ist, dass die Mädchen lernen, Verantwortung zu übernehmen, und es ist wunderbar zu sehen, wie sie dadurch selbstbewusster und stärker werden.“

Radha Poudel, Leiterin von SOS Bahini

Für Sapna und ihre sechs Bahinis – nepalesisch für kleine Schwestern – beginnt der Tag um 5 Uhr morgens. Es ist bitterkalt an diesem Novembermorgen in Pokhara, einer Stadt circa 200 Kilometer westlich von Kathmandu, und es wird noch einige Stunden dauern, bis die Wärme der Sonne die Kälte der Nacht vertreiben kann. Strom gibt es gerade keinen, denn wie so oft kann die Stromversorgung Nepals den Bedarf nicht decken, und an diesem Morgen ist in dem Viertel, in dem Sapna und ihre Schwestern leben, der Strom für einige Stunden abgestellt. So finden Frühstück und Zähneputzen bei Kerzenlicht statt, und auch die Schulsachen müssen im flackernden Kerzenschein zusammengesucht werden.

Wenn sich die sieben Mädchen dann um kurz nach 6 Uhr auf den Weg zu ihren Schulen machen, kann sich Krishna Gauchan, die noch weit vor 5 Uhr aufgestanden ist, um das Frühstück vorzubereiten, ein paar Minuten ausruhen, bevor sie sich schon wieder jeder Menge Hausarbeiten widmen muss. Seit fast einem Jahr wohnt sie zusammen mit ihren Töchtern in einem kleinen Haus am Rande Pokharas.

Doch die sieben Mädchen, die eben noch hektisch durchs Haus rannten, sind gar nicht alle ihre eigenen Töchter. Fünf der Mädchen, die keine eigenen Familien haben oder deren Familien nicht für sie sorgen können, hat sie zusätzlich zu ihren zwei eigenen Töchtern aufgenommen. So sieht es das Familienhilfsprogramm von SOS Bahini vor, und dafür übernimmt die Organisation die Kosten für Essen, Miete und das Schulgeld.

Inzwischen ist es nicht mehr wichtig, welche der Mädchen ihre eigenen Töchter sind und welche nicht. Sie alle sind in dem neu angemieteten Haus längst zu einer Familie geworden. Aber nicht immer bleibt das Zusammenleben so problemlos wie an diesem Morgen, und deswegen gibt es einen Captain und einen Co-Captain, die sich aller Probleme annehmen. Sapna und Januka wurden von ihren Schwestern gewählt und sind jetzt dafür zuständig, bei Schwierigkeiten zu vermitteln und bei Streit zu schlichten. Einmal im Monat treffen sie sich mit den Captains und CoCaptains der anderen von SOS Bahini unterstützen Familien im Hauptzentrum der Organisation, um Erfahrungen auszutauschen.

Die Verantwortung der 13 Jahre alten Sapna und der zwölfjährigen Januka geht aber noch weiter. Sie müssen nicht nur wie alle Mädchen ganz selbstverständlich bei den Hausarbeiten helfen, sondern sind auch dafür zuständig, ihre Mutter bei der Buchhaltung der Familie zu unterstützen. Wenn dann in der monatlichen Abrechnung, die auch die BONO-Direkthilfe e.V. erhält, detailliert aufgeführt ist, dass zum Beispiel umgerechnet 7,98 Euro für Bücher und 3,62 Euro für Regenschirme ausgegeben wurden, ist klar, dass die beiden ihre Arbeit wieder einmal gewissenhaft erledigt haben. Radha Poudel, Gründerin und Leiterin von SOS Bahini, ist stolz auf sie: »Es ist wichtig, dass die Mädchen lernen, Verantwortung zu übernehmen, und es ist wunderbar zu sehen, wie sie dadurch selbstbewusster und stärker werden.«