Bimala hat ihr Lachen wiedergefunden

Nepal Matri Griha bedeutet »Haus der Mutter«. Vor neun Jahren wurde die Organisation von Shobha Rai gegründet, um drei verlassenen behinderten Kindern ein Zuhause zu geben. Heute hilft Nepal Matri Griha hunderten von sozial benachteiligten Kindern.

„Wir kennen jede Familie der Kinder, die von uns betreut werden und wissen um ihre Herausforderungen.“

Shobha Rai, Gründerin von Nepal Matri Griha

»Damals habe ich mit allen Mitteln versucht, Kanchhi, Kabita und Ganesh in Kinderorganisationen unterzubringen. Doch weil alle drei stark behindert waren, wollte sie keiner aufnehmen«, erinnert sich Shobha Rai. Die junge Frau handelte und gründete ihre eigene Organisation. Was mit den drei Kindern begann, ist mittlerweile zu einer anerkannten Institution geworden, die sich heute um über 500 Kinder kümmert. Ein Kinderhaus für Waisen und verwahrloste Kinder, eine Schule für sozial ausgegrenzte Kinder aus den nahe liegenden Armenvierteln Kathmandus sowie ein Therapiezentrum für körperlich und geistig behinderte Kinder wurden von Nepal Matri Griha während der letzten Jahre geschaffen und aufgebaut.

Nepal Matri Griha ist mit viel Hingabe und Herzblut gewachsen und hat stets versucht, nicht nur den Kindern, sondern auch ihren Familien zu helfen. »Wir kennen jede Familie der Kinder, die von uns betreut werden und wissen um ihre Herausforderungen. Viele Familien leben in großer Armut. Es fehlt ihnen an Nahrung, sie können sich die Ausbildung der Kinder nicht leisten und haben keine Chance auf eine medizinische Versorgung, wenn sie krank sind. Wir versuchen, mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln jenen zu helfen, die uns am meisten brauchen«, erklärt Shobha Rai.

Einige Kinder, die vor neun Jahren von der Organisation aufgenommen wurden, haben die Schule bereits abgeschlossen und führen heute ein eigenständiges Leben. Sie machen Platz für neue Kinder, die auf die Hilfe von Shobha Rai und ihrem Team angewiesen sind. So wie die achtjährige Bimala Tamang, die im Mai 2009 zu Nepal Matri Griha gebracht wurde.

Das Mädchen stammt aus einem Dorf, 80 Kilometer von Kathmandu entfernt. Als ihre Eltern starben, wurde das Mädchen von einem Paar aus demselben Dorf adoptiert, das keine eigenen Kinder bekommen konnte. Das neue Familienglück sollte nur von ganz kurzer Dauer sein. Finanzielle Nöte trieben die Mutter nach Mumbai (Bombay), um dort Geld zu verdienen. Sie gelangte in die Prostitution, wurde mit HIV infiziert und kam völlig ausgemergelt und mittellos wieder zurück in ihr Dorf, wo sie wenige Monate später starb. Damit musste Bimala bereits zum zweiten Mal den schmerzhaften Verlust ihrer Mutter erfahren.

Der Vater heiratete eine neue Frau, die das Mädchen nicht akzeptierte. Sie schlug Bimala so heftig, dass sie mit der Zeit ihre rechte Hand nicht mehr bewegen konnte. Nachbarn, die die häufigen Misshandlungen mitbekamen, alarmierten eine Frauenorganisation, die im selben Dorf tätig war. Mit Hilfe dieser Organisation gelangte Bimala zu Nepal Matri Griha nach Kathmandu, wo das Mädchen sofort aufgenommen wurde.

Bei Nepal Matri Griha hat Bimala eine neue Familie gefunden. Die 19 anderen Kinder, die im Kinderhaus der Organisation leben, sind heute wie ihre eigenen Schwestern und Brüder. Jeden Tag besucht Bimala die Schule von Nepal Matri Griha und geht anschließend ins Therapiezentrum, um wieder zu lernen, ihre rechte Hand zu bewegen. »In dem halben Jahr, in dem Bimala bei uns wohnt, ist das Mädchen regelrecht aufgeblüht. Sie ist eine fleißige Schülerin und übt in jeder freien Minute, ihre Hand wieder für die alltäglichen Dinge einzusetzen«, schildert Shobha Rai zufrieden. Bimala ist ein Kind von vielen, das dank Nepal Matri Griha sein Lachen wiedergefunden hat.